Kürzlich verbreiteten mehrere israelfeindliche Gruppen in Würzburg, darunter die antisemitischen »Students for Palestine« und deren Ableger »Queers for Palestine« sowie »WueForPalestine« ein Video zum sogenannten »Tag des Bodens«.

Der »Tag des Bodens« erinnert an die Landbeschlagnahmungen palästinensischer Bürger Israels in Galiläa 1976 und die darauffolgenden Proteste und einen Generalstreik in der palästinensischen Bevölkerung. Von westlichen Israelfeinden und extremistischen Gruppen wird der Tag jedoch seit Jahren für eine völkische Blut-und-Boden-Propaganda gegen den jüdischen Staat instrumentalisiert.

Das geteilte Video zeigt mehrere historische Plakate extremistischer und teilweise verbotener Terrororganisationen wie der PFLP, PPSF und As-Sa‘iqa. Zahlreiche Abbildungen von Landkarten befürworten die Umrisse eines arabisierten Großpalästinas ohne jüdischen Staat.

Die historischen Bezüge, die hier gewählt werden, zeigen erneut: Westlichen Israelfeinden und antisemitischen Gruppen in Würzburg geht es nicht um Frieden, Verständigung oder Koexistenz, sondern um anti-israelische Kriegstreiberei und Extremismus – auch auf Kosten gemäßigterer und pragmatischerer Stimmen unter den Palästinenser*innen und derer, die unter der Gewalt und dem Krieg leiden.

Die Popular Front for the Liberation of Palestine (PFLP) ist eine nationalistische Terrororganisation und stellte ab den 1970er-Jahren neben der »gemäßigteren« Fatah die größte Gruppe innerhalb der damals noch terroristischen Palestine Liberation Organization (PLO) dar.  Sie erkennt Israel nicht an und strebt die Vernichtung des jüdischen Staates an. Der militärische Flügel der PFLP verantwortete in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren unzählige bewaffnete Flugzeugentführungen, Selbstmordattentate und Terroranschläge gegen jüdische Zivilisten.

Historische Plakate der (damals) terroristischen PLO und der Terrororganisation PFLP (Quelle: Instagram, palestineposterproject.org)

Im Jahr 2014 massakrierte die PFLP in einer Jerusalemer Synagoge unter »Allahu Akbar!« -Rufen fünf jüdische Rabbis und einen drusischen Polizisten. Am 7. Oktober 2023 beteiligte sich die PFLP auf Seiten der islamistischen Hamas am größten Massaker an Jüdinnen und Juden seit der Shoah. Die PFLP wird von den USA,  Japan, Kanada und der EU als terroristische Organisation eingestuft.

As-Sa‘iqa ist eine von Syrien gegründete, baathistische palästinensische Terrororganisation. Sie ist mit dem palästinensischen Zweig der von Syrien geführten nationalistischen Baath-Partei verbunden. Die Gruppe wurde vom syrischen Regime zur Projektion seiner imperialistischen Bestrebungen in die Region, insbesondere in den Libanon, genutzt.

Im Libanesischen Bürgerkrieg kämpfte As-Sa‘iqa sowohl auf der Seite der PLO als auch gegen diese. Die Gruppe nahm am Massaker an etwa 250 christlichen Einwohnern von Damur teil. Nach Ende des libanesischen Bürgerkriegs lobbyierte die Organisation gegen jegliche Normalisierung und Friedensbemühungen mit Israel. Im brutalen syrischen Bürgerkrieg (2011-2024) kämpfte As-Sa‘iqa an der Seite des massenmörderischen Assad-Regimes.

Die Terrororganisation Palestinian Popular Struggle Front (PPSF) war gemeinsam mit der PFLP und As-Sa‘iqa Teil der »palästinensischen Ablehnungsfront«, die ab 1974 jegliche Bemühungen um eine Normalisierung mit Israel und Verhandlungen zwischen der PLO und Israel um eine Zweistaatenlösung gewaltsam ablehnte. Auch sie ist für mehrere Attentate und Flugzeugentführungen verantwortlich.

Im Jahr 1969 verübte die PPSF auf dem Athener Flughafen einen Anschlag auf israelische und griechische Zivilist*innen, bei dem 14 Menschen verletzt wurden und ein Kind ums Leben kam. Ein Jahr später entführte die Organisation den Olympic-Airways-Flug 255 von Beirut auf dem Weg nach Athen.

Historische Plakate der Terrororganisationen As-Sa‘iqa und PPSF (Quelle: Instagram, palestineposterproject.org)

Seit dem 25. März 2025 protestierten tausende mutige Zivilist*innen in Gaza gegen die Hamas. Die Menschen forderten die Freilassung der israelischen Geiseln und ein Ende des Krieges. Die Anti-Hamas-Proteste in Gaza zeigen, dass die Hamas keineswegs »im Namen der Palästinenser« spricht oder handelt.

Mit Schildern wie »Stoppt den Krieg« und »Kinder in Palästina wollen leben« machten sie ihre Botschaft deutlich. Ihre Sprechchöre ließen keinen Zweifel an ihrer Haltung: »Hamas, hau ab!«, »Hamas ist eine Terror-Organisation!«, »Das Volk will die Hamas stürzen!«, „Ja zum Frieden, nein zum andauernden Krieg!«. An zahlreichen Orten in Gaza versammelten sich mutige Demonstrierende mit weißen Fahnen als Zeichen ihres Friedenswillens.

Inzwischen reagiert die Hamas mit einer blutigen Repressionswelle aus Hinrichtungen, Folter und Verschwindenlassen auf die Proteste.

Am 29. März sprach der 22-jährige Palästinenser Oday Nasser Al Rabay – eine zentrale Figur der Proteste gegen die Terrororganisation – verzweifelt in die Kamera: »Die Hamas verfolgt mich. Vor einiger Zeit haben sie meinen Bruder ermordet. Jetzt wollen sie mich erschießen. Es gibt keinen Ort mehr, an dem ich mich verstecken kann.« Kurz nach der Aufnahme entführte und folterte die Hamas den jungen Mann stundenlang zu Tode, legte die schwer misshandelte Leiche vor dem Haus seiner Familie ab.

Auch palästinensische Aktivist*innen berichteten über die Gräueltaten.

Seitens israelfeindlicher Gruppen wie »Students for Palestine Würzburg« vermisst man hingegen jegliche öffentliche Solidarisierung mit den Protesten. Was nicht ins eigene antisemitische Narrativ passt, wird entweder ignoriert oder relativiert.

Fotos: Ermordeter Palästinenser Oday Nasser Al Rabay, Proteste in Gaza,
Plakat auf einer israelsolidarischen Gegenkundgebung in Würzburg am 25. März
(Quelle: X.com, Instagram @rawartifacts)

Eine Würzburger Aktivistin und Rednerin einer »Mahnwache« gegen den israelischen »Genozid« am 26. März bemühte sich noch am Folgetag, den Anti-Hamas-Charakter der Proteste zu leugnen und terroristische Gewalt zu rechtfertigen: Die Hamas sei »beliebter, als jede andere Partei« und »die Palästinenser unterstützen den militärischen Widerstand«, heißt es in dem eilig auf Social Media geteilten Beitrag.

Wer sich für die Palästinenser einsetzt, muss die Stimmen des Widerstands gegen die Hamas hören – doch die einzige öffentliche Bekundung von Solidarität mit den mutigen Anti-Hamas-Protesten geschah durch einige wenige israelsolidarische Teilnehmer*innen eines Gegenprotests gegenüber der vermeintlichen »Mahnwache«.

Westliche Israelfeinde leugnen jedes noch so offensichtliche Kriegsverbrechen der Hamas als antikolonialen Befreiungskampf. Sie beschweigen und relativieren eine Organisation, die Frauen, politische Gegner und Andersdenkende brutal unterdrückt.

Die mutigen Anti-Hamas-Demonstranten in Gaza wissen, dass es die Hamas und ihre Unterstützer waren, die diesen Krieg mit dem Massaker am 7. Oktober ausgelöst hat und ihn seitdem weiterführt. Sie wissen, dass es die Hamas ist, die Tunnel unter ihren Schulen baut, Waffen und unschuldige Geiseln in ihren Krankenhäusern versteckt, Raketen aus ihren Wohngebieten abfeuert.

Wer sich für die Rechte der Palästinenser einsetzt, muss für ein Ende der Dominanz extremistischer Gruppen im palästinensischen Diskurs eintreten. Und wer für den Frieden in der Region eintreten will, darf nicht schweigen, wenn Israel existentiell bedroht wird.

Solidarität mit Israel!

Free Gaza From Hamas!