(Update 03.12.2025)
Die Technische Hochschule Würzurg-Schweinfurt hat die Veranstaltung mit dem Referenten abgesagt. Die Pressemitteilung ist hier einsehbar. Wir danken der THWS für die schnelle Reaktion und das klare Statement.
Pressemitteilung
Vom 8.12. bis 12.12. findet an Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt die »Menschenrechtswoche 2025« statt. Obwohl am 09.12. ein »Thementag zu Menschenrechten im Nahen Osten« stattfindet, werden in den zahlreichen Programmpunkten keinerlei israelische oder jüdische Perspektiven einbezogen.
Gleichzeitig bleibt eine Thematisierung des 7. Oktobers 2023, das größte antisemitische Pogrom nach der Shoa, völlig aus. Für einen Thementag, der den Anspruch pluraler Menschenrechtsbildung in der Region erhebt, halten wir dies für mehr als fragwürdig.


Besonders gravierend ist jedoch die Einladung von Lex Takkenberg am 09.12.2025. Dessen öffentliche Social-Media-Beiträge werfen massive Zweifel an seiner Eignung für eine akademische Menschenrechtsveranstaltung auf.
Lobgesang auf den Hamas-Führer Yahya Sinwar
Am 23. November 2024 verbreitete er einen Text, der den Hamas-Führer Yahya Sinwar, einen Hauptverantwortlichen des Massakers vom 7. Oktober 2023, in heroischer, glorifizierender und rechtfertigender Weise beschreibt.
Takkenberg spricht davon, Sinwar habe »die Geschichte für immer verändert«, bezeichnet seine Tat als »unvermeidlich“ und »Schicksal« und gipfelt in folgender Aussage: »Wenn man Menschen nicht mit Würde behandelt, bekommt man einen Yahya Sinwar. Und all eure Mauern werden einstürzen. Besetzt und kolonisiert keine Menschen. Es lohnt sich nicht. Und ihr werdet zerstört werden.« Dies beinhaltet eine Rechtfertigung der Massaker, eine Täter-Opfer-Umkehr, die Delegitimierung Israels als angebliche Kolonialmacht sowie eine Prophezeiung der Zerstörung des Staates Israel.

Am 8. Oktober 2023, nur einen Tag nach dem Massaker, verbreitete Takkenberg zudem ein Bild von Paraglidern, dem Symbol der Hamas-Terroristen, die auf diesem Weg zur Ermordung, Vergewaltigung und Entführung von Zivilist:innen nach Israel eindrangen. Eine solche Bildsprache unmittelbar nach der Tat ist eine ästhetische Verklärung und Glorifizierung von antisemitischem Terror und Massenmord.

Die Aussagen erfüllen nicht nur zentrale Kriterien der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus, sondern sind nach unserer Einschätzung auch strafbar.
Weitere problematische Äußerungen
»Wenn du noch nicht als Antisemit bezeichnet wurdest, setzt du dich nicht genug für Gerechtigkeit in Palästina ein«
Am 12. Juli 2022 teilt Takkenberg befürwortend eine Darstellung eines Shirts mit der Inschrift »Wenn du noch nicht als Antisemit bezeichnet wurdest, setzt du dich nicht genug für Gerechtigkeit in Palästina ein«
Diese affirmative Verwendung des Begriffs „Antisemit“, die suggeriert, Antisemitismus sei eine Art Auszeichnung und Kritik an Israel würde automatisch „Antisemitismusvorwürfe“ nach sich ziehen. Es handelt sich hierbei um eine klare Bagatellisierung antisemitischer Diskriminierung.

Delegitimierung Israels
In einem weiteren Post (Kartendarstellung) zeichnet er die gesamte Region zwischen Mittelmeer und Jordan – inklusive des völkerrechtlich anerkannten Staatsgebiets Israels – in palästinensischen Farben. In einem weiteren Beitrag behauptet er einen alleinigen Gebietsanspruch „der Palästinenser“ auf das gesamte israelische Staatsgebiet: „Israel ist eine Siedlerkolonie, die den einheimischen Palästinensern Land gestohlen hat. 85 % des Landes sind derzeit besetzt und unter israelischer Militärkontrolle.“ (Übersetzung aus dem Englischen)
Die Darstellung Israels als „Siedlerkolonie“ ist ein Kernnarrativ antiisraelischer und antisemitischer Ideologien, die jüdischen Menschen das völkerrechtlich verankerte Recht auf staatliche Selbstbestimmung absprechen und seine Existenz delegitimieren. Sie impliziert, dass Israel kein Existenzrecht habe und als „Kolonialprojekt“ zu beseitigen sei.

Bewerbung des israelfeindlichen „Palästina-Kongress“
Im September 2024 bewarb Takkenberg auf seinem Instagram-Profil den sogenannten „Palästina-Kongress“ in Wien (2024). Die Berichterstattung anerkannter österreichischer Medien (ORF, Der Standard) beschreibt diese Veranstaltung als Treffpunkt radikaler israelfeindlicher und extremistischer Akteure. Laut ORF und Der Standard kamen unter den Vortragenden:
- Aktivisten aus Gruppierungen, die in Deutschland verboten wurden, darunter ein Mitglied der Organisation „Palästina Solidarität Duisburg“. Die deutschen Behörden werfen dieser Gruppierung vor, „Hass und Gewalt in das Verhältnis von Israelis und Palästinensern hineinzutragen“, „Leib und Leben israelischer Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie von Jüdinnen und Juden in Deutschland zu gefährden“ und „antisemitische Narrative“ zu verbreiten sowie „die Vernichtung Israels zu fordern“.
- Zudem trat laut Medienberichten ein weiterer Redner auf, der für seine Nähe zur PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) bekannt ist – einer Organisation, die von der EU als Terrororganisation eingestuft wird.
Die Bewerbung eines solchen Kongresses durch Herrn Takkenberg fügt sich in ein Bild ein, das Sympathien für extremistische, antisemitische und antiisraelische Akteure erkennen lässt.

Unterstützung der antisemitischen BDS-Kampagne
Takkenberg teilt mehrfach Inhalte, welche die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionskampagne (BDS) unterstützen. Zahlreiche Institutionen stufen BDS und Boykottaufrufe als antisemitisch oder antisemitismusträchtig ein, darunter auch der deutsche Bundestag, Landesparlamente, Städte und Hochschulen und haben BDS-nahe Aktivitäten untersagt oder klar distanziert. Antisemitismusforschende (u. a. RIAS, AAS) weisen regelmäßig darauf hin, dass BDS-Narrative systematisch das Existenzrecht Israels delegitimieren und jüdische Menschen durch Boykottkampagnen strukturell ausschließen oder stigmatisieren.

Problematische Medienauftritte
Takkenberg tritt wiederholt in Medienformaten auf, die seit Jahren wegen Hamas-naher, antiisraelischer oder antisemitischer Inhalte kritisiert werden.Dazu zählen insbesondere:
- Electronic Intifada: Israelfeindliches, das Existenzrecht Israels in Abrede stellendes und als antisemitsch eingestuftes Nachrichtenportal
- Al Jazeera Arabic: Wird regelmäßig in Kontroversen genannt, u. a. Verbreitung antiisraelischer Propaganda, unkritische Wiedergabe von Positionen terroristischer Gruppen, antisemitische Tropen in Sendungen. Organisationen wie die Anti-Defamation League dokumentierten Fälle, in denen Al Jazeera-Inhalte Judenfeindschaft oder Verschwörungsnarrative reproduzieren.
- Al-Araby TV: Pan-arabischer Sender mit Sitz in Katar. In zahlreichen Berichten wird Al-Araby TV als Teil eines Netzwerks beschrieben, das antiisraelische Positionen normalisiert und Narrative von Hamas oder Muslimbruderschaft transportiert.

Screenshot: Electronic Intifada / Youtube
NS-Vergleiche
Am 20. Dezember 2023 teilt Takkenberg eine Darstellung von Picasso’s »Guernica«, welche den jüdischen Staat in die Nähe von Faschismus und NS-Verbrechen rückt. Laut IHRA ist genau diese Gleichsetzung ein anerkanntes Beispiel für israelfeindlichen Antisemitismus und Delegitimierung: Solche NS-Vergleiche dienen nicht sachlicher Kritik, sondern emotionaler Moralisierung und Dämonisierung.

Auftritt im Umfeld des Palestinian Return Centre
Takkenberg tritt u.a. im Umfeld des Palestinian Return Centre auf. Dieses pflegt laut deutschen, israelischen und US-amerikanischen Behörden Verbindungen zur Terrororganisation Hamas bzw. wird im Umfeld Hamas-naher Strukturen verortet.

Darstellung Israels als besonders grausam und blutrünstig
Takkenberg teilt mehrere Darstellungen des jüdischen Staates als besonders blutrünstig, grausam und kindermordend inszenieren. Darstellungen, in denen der jüdische Staat unnötigerweise als besonders blutrünstig oder mordlüstern gezeigt wird, knüpfen an klassische antijudaistische Ritualmord-Bildmotive an und werden in der Antisemitismusforschung als antisemitisch bewertet. Die Darstellungen personalisieren staatliches Handeln zu „jüdischer Grausamkeit“, bedienen sich kulturalisierter Zuschreibungen und sind in antisemitischer Propaganda historisch tief verankert.



Aufruf zur Intifada
Im Januar 2024 teilt Takkenberg einen Aufruf zur „Global Cyber Intifada“. Der Begriff Intifada ist historisch eng mit Gewalt, Terroranschlägen und gezielten Angriffen auf jüdische und israelische Zivilist:innen verbunden. Besonders die Zweite Intifada (2000–2005) steht für die tödlichste Terrorwelle in Israels Geschichte mit über 1.000 ermordeten Zivilist:innen.
In aktuellen israelfeindlichen Diskursen fungiert „Intifada“ häufig als Code für Gewalt gegen israelische Zivilisten, für Terrorakte oder für die Ausweitung solcher Gewalt („Globalize the Intifada“). Wer den Begriff politisch aufgreift, trägt diese Konnotationen mit. Wenn ein Referent, der bereits andere problematische Inhalte teilt, zusätzlich auf „Intifada“-Rhetorik zurückgreift, signalisiert das eine Nähe zu gewaltlegitimierenden Narrativen. Solche Begriffe normalisieren antisemitische Gewalt, blenden jüdische Erfahrungen aus und können für Betroffene retraumatisierend sein.

Karikaturen aus israelfeindlichen & antisemitischen Umfeld
Unter anderem am 28. Juli 2023 teilt Takkenberg einen Cartoon des israelfeindlichen Cartoonisten Carlos Latuff für die Seite Mondoweiss. Latuff ist bekannt für antisemitische Verunglimpfungen und unter anderem Teilnehmer des Holocaust-Karikaturen-Wettbewerbs des iranischen Regimes. Mondoweiß ist ein stark israelfeindlich ausgerichtetes Portal, welches von mehreren Medienbeobachtern u.a. von der Washington Post als antisemitische Hetzseite eingestuft wird.

Negation jüdischer Geschichte
Takkenberg teilt am 24. Dezember 2024 ein Bild mit dem Text: „Christmas is Palestine – where it all began“, gestaltet in palästinensischen Nationalfarben. Das Motiv ist antisemitisch konnotiert, weil es Jüdische Geschichte unsichtbar macht. Die Aussage impliziert, Weihnachten bzw. die Geburt Jesu seien ethnisch-national „palästinensisch“. Tatsächlich war Jesus Jude im vom römischen Reich eroberten Königreich Judäa, und die Bezeichnung „Palästina“ existierte in dieser Form erst deutlich später. Der Ursprung Dies entspricht einem bekannten Muster der historischen Umdeutung, das in der Antisemitismusforschung als „Jewish erasure“ beschrieben wird. Weihnachten wird hier genutzt, um heutige nationale Ansprüche zu transportieren und jüdische historische Kontinuität auszublenden. Im Kontext von Takkenbergs weiteren Inhalten zeigt es ein Muster der symbolischen Verdrängung jüdischer Geschichte und Identität.

Transparente und kritische Aufarbeitung nötig
Als Deutsch-Israelische Gesellschaft Würzburg haben wir bei der Staatsanwaltschaft Würzburg Strafanzeige gegen Takkenberg gestellt – aufgrund des Verdachts der möglichen Unterstützung oder Billigung von Handlungen einer terroristischen Vereinigung.
In diesem Rahmen haben wir ausdrücklich auf die geplante Veranstaltung an der THWS und die Sorge hingewiesen, dass es dort zu terrorverherrlichenden oder extremistisch-propagandistischen Äußerungen im Sinne der Hamas kommen könnte.
Wir fordern nachdrücklich:
- die Rücknahme der Einladung von Lex Takkenberg,
- die Ausrichtung der Menschenrechtswoche auf pluralistische, ausgewogene und antisemitismussensible Inhalte,
- die Einbindung israelischer und jüdischer Perspektiven sowie Fachleute zu den Verbrechen des 7. Oktober,
- die transparente und kritische Aufarbeitung, wie es zu der Einladung kommen konnte.
Deutsch-Israelische Gesellschaft e. V. AG Würzburg