Protest gegen offenen Antisemitismus

Am 19.07. veranstaltete das JuFo DIG eine Protestkundgebung anlässlich eines israelfeindlichen Marsches, den die Gruppe “Queers for Palestine” für diesen Tag in Würzburg angekündigt hatte.

In einem Redebeitrag wurden die antisemitischen Theoriekonstrukte kritisiert, mit denen israelfeindliche Linke im Namen einer vermeintlichen “queeren Intersektionalität” den jüdischen Staat angreifen und sich teils offen auf die Seite juden- und schwulenfeindlicher Regime und Terrorgruppen schlagen.

Seitens “Queers for Palestine” wurden auf der Kundgebung am 19.07. vielfach die antisemitischen Slogans “Zionismus ist Faschismus”, “Zionismus ist Rassismus” und “From the River to the Sea” skandiert. Wer so die bloße Existenz des jüdischen Staates angreift und seine Vernichtung fordert, hat sich aus jedem rationalen Diskurs verabschiedet und verbreitet puren Antisemitismus.

Israel ist ein sicherer Hafen für Queers im Nahen Osten – ohne den Schutz durch den israelischen Staat wären hunderttausende Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transgender und Queers unmittelbar von massiver queerfeindlicher Diskriminierung und Gewalt bedroht.

Mit den realen Problemen queerer Palästinenser:innen haben die intellektuellen Verrenkungen von “Queers for Palestine” wenig zu tun: Der aggressiv-dominante Israelhass verdrängt vielmehr gemäßigte queere Stimmen, die in ihren Communities um Anerkennung und Sichtbarkeit kämpfen.

Foto: Kundgebung gegen Antisemitismus am 19.07.2024. Auf den Plakaten: “Queers for P̵a̵l̵e̵s̵t̵i̵n̵e̵ PEACE”, “Hamas, Hisbollah, Islamische Republik Iran = Rassismus, Frauenunterdrückung, Folter + staatlicher Mord”, “#metoo unless you’re a Jew”, “Believe Israeli Women” (Quelle: Instagram/ @rawartifacts)

Botschaften der Liebe und Toleranz – nicht Hass

So berichtet beispielsweise der queere Palästinenser Izat Elamoor in der israelischen Tageszeitung Haaretz, wie ihn das ständige Gerede über Pinkwashing und Intersektionalität in der palästinensischen LGBTQ-Bewegung desillusioniert und vertrieben hat. 

In seinem Beitrag kritisiert der queere Palästinenser, die Debatten um “Pinkwashing”, “Siedlerkolonialismus” und “Homonationalismus” seien völlig losgelöst von der Situation der palästinensischen Gesellschaft und ihrer LGBTQ-Community, und umgekehrt. Viele queere Palästinenser hätten noch nie von Begriffen wie Pinkwashing gehört. In Interviews für seine Dissertation zu palästinensischen LGBTQ habe er den Begriff in seinen Interviews regelmäßig erklären müssen.

Mit der Pinkwashing-Verschwörungstheorie unterstellt “Queers for Palestine” hunderttausenden israelischen LGBTQ, ihre mühsam erkämpften Rechte und Sichtbarkeit seien lediglich Camouflage, ein “kolonialer Narrativ” zur Ablenkung von angeblichen “Genozid”. Kein Wort hingegen verlieren sie zum Schicksal jener Schwulen und Lesben in Gaza und dem Westjordanland, die dort unter systematischer Unterdrückung und Verfolgung bis hin zu Todesgefahr zu leiden haben – sowohl durch die islamisch-konservative Gesellschaft als auch durch das repressive Regime der palästinensischen Autonomiebehörde und die islamistische, frauenfeindliche und antisemitische Hamas.

Foto: Antisemitische und islamistische Symbolik auf dem Würzburger CSD am 29.06.2024. Die Halskette idealisiert ein arabisiertes Großpalästina auf dem Gebiet des jüdischen Staates. (Quelle: Instagram/ @ailyn_lange)

Elamoor fordert stattdessen: Die Aufklärung der palästinensischen Öffentlichkeit über LGBTQ müsse mit unmissverständlichen Botschaften der Liebe und Toleranz beginnen. Sie sollte der Öffentlichkeit zeigen, dass es palästinensische LGBTQs gibt, die sich entfalten wollen. Das offensichtlichste und dringendste Problem sei also nicht die israelische Besatzung, sondern die allgemeine Diskriminierung und Intoleranz in der palästinensischen Gesellschaft und die Leugnung der Existenz von queeren Menschen.

Für uns ist klar: Queers for Palestine positioniert sich offen israelfeindlich bis hin zu antisemitischen Verschwörungstheorien. Ihnen geht es zuvorderst um Israelhass und den Kampf gegen den jüdischen Staat. Dabei nehmen sie das weitere Leid der Menschen in der Region weiter billigend in Kauf. 

Antisemitische Querfront aus Linken und Islamisten

Die Gruppe „Queers for Palestine“ dürfte in weiten Teilen deckungsgleich mit der Gruppe “Students for Palestine” sein und folgt damit dem Vorbild israelfeindlicher Szenen in deutschen Städten, Querfronten aus linkem und islamischem Antisemitismus anzustreben. “Students for Palestine” hielt vor kurzem ein Camp an der Uni Würzburg ab und lud dort u.a. eine Rednerin mit Verbindungen zur islamistischen Terrorgruppe Hisbollah ein (wir berichteten). Die Hisbollah sowie das hinter ihr stehende islamische Regime Iran sind zutiefst juden- und queerfeindlich.

Den Würzburger CSD vereinnahmte “Students for Palestine” im Juni gezielt für antisemitische Hetze. Personen aus dem Umfeld der Gruppen traten auf Kundgebungen von “Free Palestine Würzburg” auf, phantasierten dort zuletzt gegen eine “weiße Aristokratie”, welche Medien und Politik im Sinne des jüdischen Staates beherrschen würde. Auf Social Media befürwortet eine Person aus dem näheren Umfeld der Gruppe offen die Vernichtung des jüdischen Staates, teilt rote Hamas-Dreiecke und bekundet Solidarität mit dem “bewaffneten Widerstand”.

Vernichtungswünsche gegen den jüdischen Staat

Fotos: Profilbild der Gruppe “Queers for Palestine Würzburg”. Mit Winkelsymbolen wurden in den NS-Konzentrationslagern inhaftierte Opfer markiert und entmenschlicht. Rechts: Aufruf einer Person aus dem Umfeld der Gruppe zur Unterstützung des bewaffneten Kampfs gegen den jüdischen Staat (Quellen: Instagram, Wikipedia)

Im Profilbild ihres Instagram-Auftritts nutzte “Queers for Palestine Würzburg” bis vor Kurzem jene Winkelsymbole, mit denen in NS-Konzentrationslagern inhaftierte Opfer markiert und entmenschlicht wurden – unter anderem auch der “rosa Winkel” für Homosexuelle. Die bewusste Entwendung von mit dem NS verknüpfter Symbolik, das Spiel mit dem roten Hamas-Dreieck, der historisch-verzerrende Einsatz von stehenden Begriffen wie “Genozid”, „Faschismus“ zielt darauf ab, den jüdischen Staat zu dämonisieren und in die Nähe des Nationalsozialismus zu rücken. Gleichzeitig greifen Antisemit:innen damit ganz gezielt die Erinnerung an die Shoah an – den millionenfachen Mord an Jüdinnen und Juden, aus dem sich Israels Existenzrecht begründet.

Dieser furchtbare Krieg könnte morgen beendet sein, wenn die Hamas kapitulierten und endlich die Geiseln frei ließen. Wer diese Minimalforderung nicht über die Lippen bekommt und stattdessen jüdisches Leid leugnet oder gar als queeren Befreiungskampf glorifiziert, dem liegt nichts am Wohlergehen von Palästinenser*innen, sondern der instrumentalisiert palästinensische Queers für Kriegspropaganda gegen den jüdischen Staat – zum Leidwesen der Menschen vor Ort.

No Pride in Antisemitism! 🏳️‍🌈

Am Yisrael Chai!

Würzburg, 21.07.2024