Foto: Bis zum Ende des CSD zeigte "Students for Palestine" immer wieder antiisraelische Plakate und Symbolik sowie die israelische LGBTQ-Community diffamierende und marginalisierende "Pinkwashing-Vorwürfe (Quelle: Privat)

Statement zur Duldung eines israelfeindlichen Blocks der Gruppe »Students for Palestine« auf dem CSD Würzburg .

Antisemitisches Debakel mit Ansage

Wir sind enttäuscht und verärgert über die Duldung eines israelfeindlichen und antisemitischen Block auf dem Würzburger CSD 2024.

Nach der Ankündigung von “Students for Palestine”, den CSD für antiisraelische Hetze zu vereinnahmen, untersagte der Veranstalter QueerPride Würzburg e.V. in einem öffentlichen Statement jegliche palästinensische, aber auch israelische Symbolik, auch unter Androhung eines Ausschlusses von der Kundgebung.

Die DIG Würzburg respektierte dies und entschied sich – wenn auch mit Bauchschmerzen – gegen ein sichtbares Zeigen von Symbolen israelischer Pride. Mitgliedern rieten wir, dem Wunsch des Veranstalters zu folgen – in der festen Erwartung, dass eine israelfeindliche und antisemitische Vereinnahmung wirksam unterbunden würde.

“Students for Palestine” hingegen setzte sich ungeniert über die Vorgaben des Veranstalters hinweg: Ein Block von ca. 20 Israelfeinden fand sich auf dem Marktplatz ein – ausstaffiert mit zahlreicher, kaum übersehbarer antiisraelischer und palästinensischer Symbolik, darunter “Free Palestine”-Taschen sowie Kleidung, Taschen und Schirme mit Wassermelonen-Muster, Palästinensertücher, Schilder mit Genozid-Vorwürfen gegen Israel und die die israelische LGBTQ-Community verleugnende, antisemitische „Pinkwashing“-Verschwörungstheorie – allesamt eindeutig Symbolik, die explizit im Vorfeld vom Veranstalter untersagt worden war.

Schon diese offenkundige Ignoranz und Dreistigkeit gegenüber den Vorgaben des Veranstalters wäre Grund genug gewesen, die Gruppe noch vor Beginn der Demo von der Kundgebung auszuschließen. Doch von sich aus wurden weder Veranstalter noch Ordner:innen tätig.

Mehrfach haben mehrere Mitglieder der DIG Würzburg energisch ihr Unwohlsein den Ordner:innen mitgeteilt und auf eine Umsetzung der vom Veranstalter selbst aufgestellten und kommunizierten Vorgaben gedrängt.

Das Ordnerpersonal des CSD zeigte sich jedoch zunächst unwillig und sahen keinen Anlass, überhaupt einzugreifen: Solange alles friedlich bleibe, würde man nichts tun, so die Aussage eines offensichtlich mit der Situation überforderten Ordners kurz vor Beginn des Demozugs. Mehrfach kam es zu der absurden Situation dass Teilnehmende der Gruppe sich schlicht weigerten, den ersten, vorsichtigen Bitten der Ordner:innen zur Abnahme der palästinensischen Symbolik Folge zu leisten – woraufhin diese mit „Oh, okay“ und einem hilflosen Schulterzucken reagierten und die Gruppe gewähren ließ.

There is no shame in Israeli Pride!

Fotomontage: Auf dem CSD 2024 stellten sich DIG-Mitglieder gemeinsam mit weiteren Teilnehmern des CSD spontan einem antiisraelischem Stand entgegen, der von Israelfeinden auf der Kundgebungsroute platziert wurde (Quelle: Privat)

Nach ca. 20 Minuten fruchtloser Diskussion marschierte der israelfeindliche Block ungehindert los. Als eines unserer Mitglieder dann konsequenterweise eine (bis dahin nicht gezeigte) Israelflagge und einen Zettel mit dem Slogan “No Pride In Antisemitism” hervorholte, wurde sie von Ordner:innen hingegen sofort angegangen und aufgefordert, diese sofort wieder einzustecken, da dies „provozierend“ sei.

Auch nach dem 6. Gesprächsversuch hatten Ordner:innen offensichtlich ein größeres Problem mit einer einzelnen israelischen Flagge als mit einem offen israelfeindlichem Teilnehmer-Block auf dem CSD.

Erst nach geraumer Zeit – der Zug hatte schon eine beträchtliche Strecke hinter sich gebracht – und nur auf weiteres, äußerst energisches Drängen seitens unseres Mitglieds tat sich etwas: Ordner:innen forderten die Israelfeinde – auch mit Hilfe der Polizei – zum Einholen der antiisraelischen Symbolik auf.

Dies wurde allerdings weder konsequent durchgesetzt und zudem nur widerwillig befolgt: Im weiteren Verlauf verhielt sich der antiisraelische Block offensichtlich unkooperativ und arglistig gegenüber dem CSD-Personal: Sobald Ordner:innen und Polizei nicht mehr hinsahen, wurden zuvor untersagte Plakate wieder hervorgeholt, Wassermelonenschirme wieder geöffnet, Schriftzüge erneut nach außen gedreht. Plakate wurden aktiv versteckt bzw. in der Gruppe weitergereicht, um Ordner:innen und Polizei die Durchsetzung zu erschweren. Dieses Spiel zog sich den Rest der Kundgebung fort.

Foto: Gegenprotest gegen die israelfeindliche Vereinnahmung des CSD. Auf vergangenen antisemitischen Kundgebungen, bei denen auch zahlreiche Personen der Gruppe “Students for Palestine” mitwirkten, wurden die brutale Vergewaltigungen der Hamas geleugnet und der Kampf gegen den jüdischen Staat glorifiziert. (Quelle: Privat)

Antisemit:innen runter vom CSD!

Auch dass mit „Students for Palestine“ eng verbandelte Personen gleichzeitig zum CSD direkt (!) an der Demo-Route eine stationäre Kundgebung mit Palästina-Flaggen und antisemitischen Flyern abhielten, verdeutlicht eindringlich die gezielte Vereinnahmungsstrategie der antiisraelischen Gruppen in Würzburg. Beim Vorbeilaufen begrüßten sich Teilnehmende des antiisraelischen CSD-Blocks und der stationären Kundgebung mit triumphierenden Gesten.

Es hätte also mehr als genug berechtigte Gründe gegeben, die Gruppe vom CSD auszuschließen – eine Handlungsoption auf die unser Mitglied die Ordner:innen eindringlich hinwies. Warum dies nicht spätestens zu diesem Zeitpunkt geschah, ist für uns nicht nachvollziehbar und erschreckend.

Foto: Der antiisraelische CSD-Block und Personen des israelfeindlichen Stands begrüßen sich mit Jubel und Triumphgesten. Der Stand verteilte Flyer voll mit israelbezogenem Antisemitismus, tendenziöser und einseitiger Geschichtsklitterung und das Recht des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung angreifende Forderungen. (Foto: Privat)

Antisemit:innen deuten jede Nachsicht als Bestätigung, jedes Entgegenkommen als Ermutigung zu weiterer Hetze. Dass QueerPride Würzburg e.V. zuvor öffentlich gesetzte rote Linien nicht durchsetzte, dürfte die israelfeindliche Szene in Würzburg zu noch unverhohlenerem Hass anspornen. Inzwischen kündigte die Gruppe eine „Aktionswoche“ inklusive antiisraelischem „Camp“ auf öffentlichem Gelände in Würzburg an. Ein Muster, das uns aus anderen Städten wohlbekannt ist – vor allem wegen des dort virulenten, israelbezogenen Antisemitismus und Übergriffen auf als jüdisch und pro-israelisch identifizierte Studierende1.

Schwer wiegt für uns insbesondere aber auch, dass der CSD 2024 damit für jüdische Menschen und Israelis einen äußerst faden Beigeschmack hinterlässt.

Wir danken den Ordner:innen für ihren Einsatz, wünschen uns aber, dass der Veranstalter sich die Geschehnisse zu Herzen nimmt und auf dem nächsten CSD bessere Schutzkonzepte gegen antisemitische Vereinnahmung aufstellt und vor allem auch durchsetzt.

There is no shame in Israeli Pride!

Antisemit:innen runter vom CSD!

Würzburg, 30. Juni 2024


Fußnoten:

  1. Die überwältigende Mehrheit jüdischer Menschen unterstützt Israels Existenz und gilt damit inden Augen von Antisemit:innen als “zionistischer Feind” ↩︎